Was bisher geschah: Aggro-Days in Ubud, zur Beruhigung Wellness-Woche mit Delfinen und Shanti-Gesaengen eingeschoben, in Padang Bai eine Holländerin mit gebrochenem Herzen aufgelesen und mit ihr auf die Nachbarinsel Lombok gefahren, dort prima gelaunten Brasilianer getroffen…

…der, wie sich herausstellte, in unserem Hotel wohnte. Wenig später trafen wir ihn in unserem Restaurant an, zusammen mit seinem Freund, dem Engländer. Die Holländerin zog sich zurück, um einige Stunden mit ihrer Mutter zu telefonieren, ein tägliches Ritual, offenbar unabhängig von ihrer psychischen Verfassung. Also setzte ich mich zu den Jungs an den Tisch und wir orderten ein paar Flaschen Bintang. Es folgte die übliche Fragerunde: Wo kommst du her, wo gehst du hin, wie heißt du, wie alt bist du (Warum sagen Männer immer “Guess!”?), was machst du beruflich… Und jetzt passt mal auf, was deren Job ist. Die wohnen in Dubai. Reiche Leute haben da Pferde, die Rennen laufen. Manche von denen kosten mehrere Millionen Dollars. Der Engländer und der Brasilianer stehen jeden Morgen um 5:00 Uhr auf und reiten ca. sechs Pferde warm. Wenn sie damit fertig sind, ist es 9:00 Uhr in der Früh = Feierabend. Haha!

Den Abend verbrachten wir am Strand, auf einer Party mit Live-Musik (Was ist eigentlich immer so toll an Live-Musik?). Um uns herum auffällig viele rauchende 13-jährige Indonesier, die kaum noch stehen konnten, aber trotzdem die ein oder andere ausgewachsene Frau fragten, ob sie nicht mit in den Wald kommen wolle. Eine habe sogar beinahe “Ja” gesagt, berichtete ein Kind, das auf den Namen “The Legend” hörte. Der Engländer und ich sahen uns mit großen Augen um und er fasste die Lage schliesslich mit dem Satz zusammen: “They really are the worst Muslims in the world, aren’t they?” Es schien eine gute Idee zu sein, sich an den Engländer zu halten. Ein paar Mal hätte ich mir während unseres Gesprächs fast das Kleid eingesaut. Solange ich mich nach rechts drehte, befand ich mich in einer Dauerlachschleife. Links neben mir stellte die Holländerin klar: “Diese Leute interessieren mich nicht” und tippte missmutig auf ihrem Handy rum. Als der Engländer mir erzählte, dass er und der Brasilianer morgen nach Gili Trawangan fahren würden (die Insel, auf die ich ursprünglich auch wollte, die Holländerin jedoch nicht) packte ich ihn am Kragen und zischte: “Nehmt mich mit!”, wusste aber im gleichen Moment, dass ich ein mieses kleines Arschloch war, wenn ich durchbrannte. Wir schmiedeten also gemeinsam einen Plan und beschlossen: Ich würde die Holländerin mit der Tatsache konfrontieren, dass ich nach Gili fahre und ihr freistellen, sich uns anzuschließen.

Zwölf Stunden später standen wir zu viert am Strand von Gili T. Keine Motorräder, nur Kutschen. Überall Hippies. Unser Hotelzimmer: Sechs Dollar die Nacht. Das Meer: türkisblau. Schildkrötenaufzuchtstation am Strand. Überall Katzen mit halben Schwänzen. Keine Polizei, alle zugedröhnt. Der Engländer, die Holländerin und ich hielten uns vorerst ans Bintang, der Brasilianer braute sich erst gemütlich einen Mushroom-Tee, rauchte dann über den Abend verteilt fünf Joints, trank zu jedem ein, zwei Bier und exte ein paar Tequila-Shots in der Reggae-Bar. Ihr könnt euch vorstellen, wie baff wir waren, als wir ihn noch vor Mitternacht kotzend am Strand vorfanden. Der Engländer sagte “Ah. He’ll be alright!” und wir setzten uns zu ihm, um ihm die Hand zu halten und Wasser zu verabreichen, bis es ihm wieder besser ging. Immer, wenn irgendwer an uns vorbei kam, erkundigte man sich, wie es ihm ginge und man setzte sich auf ein Schwätzchen. So lernte die Hollaenderin den Kanadier kennen. Und als ich sie fragte, ob sie mit uns den Brasilianer nach Hause bringen wolle, und sie sagte, nein, sie bleibe noch ein bisschen am Strand, zusammen mit dem Kanadier, da keimte in mir ein wenig Hoffnung auf.
Am nächsten Morgen saß sie weinend am Frühstückstisch, weil ihr Ex ihr eine Mail geschickt hatte. “Er sagt, ich gehe allen nur auf die Nerven! Wie kann er das sagen? Gehe ich euch etwa auf die Nerven???” Sie sah mich verzweifelt an. Ich guckte zurück. “Wieso schreibt er dir bloß so eine gemeine E-Mail? Was für ein Arschloch!”
Der Brasilianer und die Holländerin leihten sich Boards und stürzten sich in die Wellen, der Engländer und ich vertrieben uns die Zeit hauptsächlich mit Mocktails auf Beanbags, Wurf-Wettbewerben am Strand und einer Fahrradtour. Irgendwie hatte ich ständig das Gefühl, besoffen zu sein, ohne Alkohol getrunken zu haben. Der Engländer und ich erörterten, was dahinter stecken könnte. Und wir kamen zu dem Schluss: Entweder es ist Malaria. Oder ich bin glücklich.
Auch auf die Holländerin hatte Gili T einen positiven Effekt. Nach ein paar Tagen erwischte ich sie mit dem Kanadier im Bett. Zwar angezogen und schlafend (bestürzend, was Drogen aus Menschen machen), trotzdem dürfte sie eines erkannt haben: Es gibt auch andere sehr, sehr muskulöse Männer.

Heute bin ich in Istanbul angekommen. Das bedeutet: Dieser Blog hinkt lediglich zwei volle Stationen hinterher! In Zukunft halte ich mich besser wieder an Aufzählungen, anstatt Dialoge Wort für Wort wiederzugeben. Muss wohl an meinem neuen Motto liegen, das ich aus Gili T/Bali mitgenommen habe:
Y Not !!