Schon wieder eine Weltreise? Sheesh! Keine Sorge, diesmal war es nur ein Monat. Ich wechsle meinen Job und dazwischen hatte ich Freizeit. Auch geografisch war diese Reise ein Lückenfüller: Ich war mit meinem Lateinamerika noch nicht am Ende! Letztes Jahr habe ich eine Ecke da ausgelassen, die ich jetzt noch mal gezielt inspizieren wollte. Ein bisschen Mexiko, Belize, Guatemala, dies das.

Neu ist: Ich war nicht allein unterwegs. Meine bezaubernde Begleitung: Matti. (Wenn euch die Bilder hier gefallen, liebt ihn auf Insti: @mattschreibe und @mattschreibnw). Ich hatte ein bisschen Schiss, weil ich kaum Erfahrung damit habe, zu zweit zu reisen, außerdem kennen wir uns erst ein paar Monate und dann gleich mit Reisedurchfall im Chicken-Bus durch Mittelamerika, hülfe! Ob wir wohl auch noch auf dem Rückflug nebeneinander sitzen würden?

Als erstes fuhren wir in den Norden nach Holbox (sprich: Holbosch), eine Insel, über die wir nichts wussten. Unsere Erwartungen blieben auch nach der Ankunft niedrig, wofür unsere italienische Gastgeberin Valentina sorgte: Sie berichtete, dass sie seit 9 Jahren hier lebe. Wir erklärten, erst mal zwei Nächte bleiben zu wollen. Sie: „Das reicht dicke.“
Den ersten Abend verbrachten wir mit Tacos, Mezcal und Tequila und bei einem Fußballturnier, das um 1 Uhr nachts noch auf dem Platz in der Nähe unserer Unterkunft ausgetragen wurde.
 
 
 
 
 
Um 8 Uhr morgens gingen wir am Punta Coco auf Flamingosuche – ein Tipp von Valentina. Erspähte Flamingos: 0. Erspähte Aliens: 5. Wir wussten zu diesem Zeitpunkt nicht, dass es sich um Pfeilschwanzkrebse handelte. Pfeilschwanzkrebse sehen 1:1 aus wie ein Entwurf von H.R. Giger. Außerdem haben sie blaues Blut und das wird ihnen von Spezialisten abgezapft, weil man in der Medizin damit Keime nachweisen kann. Google-Tipp "horseshoe crab blood harvest". Fuuuuuuck!

Am Nachmittag heizten wir mit einem Golfcart über die Insel und landeten an einem weiteren Strand voller Aliens. Flamingo-Sichtungen: 0. Frustriert beschlossen wir, an einer Tour mit Flamingo-Garantie teilzunehmen. Wir tuckerten zur „Bird Island“, wo ca. 150 andere langweilige, weil unpinke, Vogelarten herumflogen. Eine halbe Stunde harrte ich auf einem Steg aus, während alle anderen begeistert Vogelfotos knipsten. Eine Schweigeminute für die Menschen, die sich deren Urlaubsfotos angucken müssen. – Kurzer Einschub: In Knossos, Griechenland fotografierten meine Mitreisenden mal ein Rohr, das unter einem Gitterrost verlief. – Bei unserem letzten Stopp auf „Passion Island“ standen dann tatsächlich ein paar Flamingos rum, zwar so weit entfernt, dass noch nicht mal der Kamerazoom sie erkennbar machen konnte, aber, hey: Wir "sahen" sie!
 
 
 
 
Zufrieden reisten wir weiter nach Tulum (Cenote, Ruinen, Tacos, Strand) und über Bacalar (Tube-Hostel, türkise Lagune) ging es weiter nach Chetumal an der Grenze zu Belize. Da hatte ich Geburtstag und durfte bestimmen. Nachdem wir vergeblich nach einem Airhockey-Tisch gesucht hatten, landeten wir am Hafen zufällig auf der größten Party der Stadt: Karneval! Chetumal, alaaf! Ohne mit der Wimper zu zucken erwarben wir einen Anklebe-Bart, eine orangene Perücke und eine silberne Wrestler-Maske. Dann: Tequila, dann Bier, dann noch mehr Bier. Auf einmal war kaum noch jemand da, wir wollten aber, logisch, noch mehr Bier.
Zwei Barkeeper schenkten uns welches aus und setzten sich zu uns an den Tisch. Echte Mexikaner! Die sprachen kaum Englisch, wir kaum Spanisch, trotzdem plauderten wir mindestens zwei Stunden, uns wurden köstliche, sabschige Chips, Zigaretten und eine Flasche Tequila serviert. Irgendwann war es drei Uhr und der eine Typ wollte noch in einen Club. Man überredete uns, mitzukommen. Bevor wir in deren Pick-Up einstiegen, fragten sie zweimal: „Are you scared?“ Und wir antworteten zweimal: „No. Should we be scared?“ Gelächter.

Nach kurzer, gemessen am Alkoholpegel des Fahrers erstaunlich sicherer Fahrt hielten wir vor einer zur Straße hin offenen Bar. Matti und ich stiegen als erste aus. Ganz langsam schloss sich die Tür und die Mexikaner fuhren lautlos davon.
Wir kauften dann noch mehr Bier.

Einer von uns (ich darf nicht sagen wer) verwechselte in dieser Nacht noch die Klotür mit der Zimmertür, stand in Unterwäsche auf dem Flur und musste sich an der Rezeption eine neue Karte besorgen. Aber wenigstens hat sich keiner die Zähne ausgeschlagen, eine deutliche Verbesserung zum letzten Geburtstag.

Am Nachmittag besorgten wir uns zwei Tickets für die Fähre nach Caye Caulker/Belize und sagten Mexiko adios.
 
 
 
 
 
 
 
Was ich diesmal in Mexiko gelernt habe:

- Die Taco-Füllung „Pastor“ ist Schwein.

- Nachdem ich ein The Rock-Gif in meine Instagram-Story eingebunden hatte, erklärte Matti mir, dass der "Catchphrase" des Wrestlers früher gewesen sei: "If you smelllll what the Rock is cooking". Dabei hat er bei "smell" die Zunge so Cunnilingus-artig auf und ab bewegt. Kann das jemand erklären? Wieso "if"? Wieso geht's da plötzlich ums Kochen, er ist doch ein Stein? Und was soll der Zungen-Move? Die Antwort ist vermutlich: Wrestling.

- Wenn man vorwiegend im Zelt pennt, kommt man hier ein halbes Jahr mit 3000 Euro aus. So machen es L. und M. (21 und 22) aus Hamburg, die wir in Tulum getroffen haben. Um die Kohle zusammenzukratzen haben sie als Callcenter-Angestellte und als Komparsen beim Film gearbeitet. Ihr Fazit: Sibel Kekilli – abgehoben, Axel Prahl – meganett.

- Guacamole mit Zwiebel drin ist die bessere Guacamole. ¯\_(ツ)_/¯

- Im Parque del Queso in Chetumal gibt es keinen Käse, aber Hot Dogs. Wir haben oft das Lied von Helge Schneider gesungen: "Käsepark ist ein guter Park" ♪ ♫ ♪ ♫

Im nächsten Beitrag geht's um Belize – Chill-Tage auf Caye Caulker, einen gemeinen Krebs und unseren Besuch bei den Mennoniten.

Fotos: Matthias Schreiber