Damit das klar ist: Alles, was ich neulich über Hawaii geschrieben habe, entspricht den Tatsachen. Nur, dass ich von einem auf den anderen Moment angefangen habe, es zu lieben.

Ich bin doch nicht im 230$-Hotel geblieben. Nachdem es die dritte Nacht durchgeregnet hatte, habe ich meine Sachen gepackt, ausgecheckt und meinen Flug umgebucht. Sobald all das erledigt war, strahlte die Sonne vom Himmel. Mein letztes Mittagessen im Paia Fish Market war der Wahnsinn, ich habe einen Opah (mit h) gegessen! Mein Taxifahrer zum Flughafen war ein, wie er es nannte, “aspiring hippie” und gab mir Tipps (Be nice. Grow a beard. Don’t buy anything. Be naked as often as possible. Live in your car while your ex girlfriend is living in your house because you’re too nice to kick her out.) Und als mein Flugzeug abhob und ich aus dem Fenster sah, sah ich einen doppelten Regenbogen über der türkisblauen Küste. Double Rainbow!!!

Eine halbe Stunde später war ich wieder in Honolulu und fuhr zurück in mein Lieblingshostel. Den Abend verbrachte ich mit dem Schweizer aus Maui, der noch zwei Tage auf seinen Flug warten musste. Wir gingen ins Hardrock Cafe Honolulu und zum Italiener und alles war plötzlich wundervoll! (Hatte ich ein Longboard Lager auf leeren Magen geext? Hatte ich.) Als ich zurück ins Hostel kam, stellte ich fest, dass die beiden New Yorker immer noch da waren. Meine Reaktion: vgl. Double Rainbow.

Am nächsten Tag lieh ich mir Schnorchelequipment und fuhr nach Hanauma Bay. Man munkelt, dort kann man bunte Fische sehen. Ich hatte noch nie geschnorchelt, doch mehrere Schnorchler hatten mir versichert, dass es das einfachste auf der Welt sei. Warum jährlich zwölf Leute in Hanauma Bay ertrinken? Da zuckten die nur verständnislos mit den Schultern. Ich stülpte mir die Schnorcheltools über und ließ mich vornüber kippen, so dass mein Gesicht die geheime Unterwasserwelt enterte. Ich sah: Sand. Das funktionierte also schon mal. Neugierig auf das, was mich erst weiter hinten im Riff erwarten würde, schwamm ich los. Plötzlich ertrug ich es nicht mehr, nicht durch die Nase atmen zu können, ich bekam Wasser in den Mund und meine Brille beschlug und ich trat auf irgendwas drauf und ich dachte ZWOELF!!!, strampelte zurück zum Strand und legte mich unter eine Palme als wäre nichts gewesen. Dumdidum. Well. In meinem chinesischen Lieblingsrestaurant damals in Bönningstedt gab es auch bunte Fische im Aquarium.

An meinem letzten Tag wollte ich dann endlich surfen gehen. Um bei Gelegenheit mal in eine Konversation einstreuen zu können: “Klar, die Wellen sind in (insert name of popular surfing spot here) besser, aber am Waikiki Beach zu surfen, das ist schon ein irres Gefühl. Das kann man nicht erklären, das muss man erlebt haben, Dude!” Nur ein kleiner O-Saft mit meiner alten Hostelbekanntschaft M. aus Boston (Bahstn) trennte mich davon, dieses schwindelerregende Coolness-Level zu erreichen. Doch aus dem O-Saft bei Starbucks wurden zwei Bud light in der Tiki-Bar, wo wir Basketball (Oklahoma City vs. San Antonio) guckten. Ich sah Eva Longorias Exmann Tony Parker erstmals einer Arbeit nachgehen! Später zerrte ich M. in die Spielhalle. Wir spielten ebenfalls Basketball, dann Airhockey und danach punchten wir einen Sandsack. Unglaublicherweise verlor ich beim Airhockey und gewann beim Punchen! Es folgten philosophische Gespräche am Ufer des Ala Wai Kanals. M. ist einer der schlauesten Menschen, die ich je… ach was, womöglich der Welt. Außerdem redet er wie ein Gangsta und er hat immer eine Buddel Rum dabei. Aussteiger-Style. Yeah!

The only difference between people who jump and people who don’t jump is: People who jump - jump.
M.

Auf dem Weg von Hawaii nach Singapur verlor ich den 31. Mai, was Singapur noch ein bisschen unsympathischer machte, als es ohnehin schon war. Aus irgendeinem Grund hatte ich mir eine High-Tech-Stadt mit blitzblank gebohnerten Marmor-Bürgersteigen vorgestellt und, wie meine Kollegin J. es formulierte, “Asiaten in Gestapo-Uniformen, die europäischen Touristen Kaugummis aus entsetzt geöffneten Mündern reißen”. Aber irgendwie ist es ganz anders. Ich wurde in Little India und in der Arab Street jeweils von mehreren Gänsehäuten heimgesucht, weil es so schön war da. Singapur ist ein abgefahrener Schmelztiegel aus Leuten von überall her, Chinesen, Arabern, Indern, Europäern, und es scheint prima zu funktionieren. (Zumindest auf den ersten Blick.) Und ich kann von mir behaupten, mich durch alle Kulturen gemampft zu haben. Da mich das Leute kennenlernen in Hawaii irgendwie erschöpft hat, habe ich in den letzten drei Tagen ein einsames Sightseeing-Programm absolviert. Ich ärgere mich ein bisschen, dass ich das nicht auch in den drei Wochen Buenos Aires mal gemacht habe. Memo an mich: Ab sofort immer als allererstes auf den Hop-on-hop-off-Bus aufspringen, um einen Überblick zu bekommen.

Viel zu erzählen habe ich von hier allerdings nicht, jedenfalls nichts, was man nicht auch bei Wikipedia nachlesen könnte. Weil ich kaum mit jemandem gesprochen habe. Selbst wenn ich wollte, wäre es, glaube ich, nicht so einfach. In Hawaii konnte man keine drei Meter gehen, ohne von irgendwem angequatscht zu werden, hier starrt jeder, der allein ist, auf sein Smartphone. Eine einigermaßen interessante Erkenntnis jedoch: “Fuck you” von Cee Lo Green heisst in Singapur “Forget you”. (Nachtrag: Meine Freundin N. machte mich darauf aufmerksam, dass das in Amerika auch so sei.)
Heute Abend fliege ich nach Bali. Ich habe eine Nacht in einem Apartment in Ubud gebucht, inmitten von Reisfeldern. Danach… weiß noch nicht. Eigentlich wollte ich meditieren lernen. Ha. Like that’s gonna happen.

P.S. Die Orchidee da oben ist aus dem Orchideengarten im botanischen Garten Singapur. Leider mache ich nur ab und zu mal shitty Fotos mit dem Handy, weil ich meine Kamera und diesen ganzen Fotozwang neuerdings sinnlos finde. Tipp: Tolle Bilder aus fernen Ländern gibt’s bei gettyimages.com!